Mondfinsternisse
Lunar Eclipses
Index
Einleitung
Mondfinsternisse treten an einem bestimmten Ort sehr viel häufiger auf als Sonnenfinsternisse, weil sie fast von einer ganzen Erdhälfte aus gleichzeitig gesehen werden können. All diejenigen hier aufzulisten, die ich selber gesehen und meistens auch fotografiert habe, würde zu weit führen. Ein paar wenige seien herausgepickt und hier geschildert. Die erste, die ich in meinen Tagebuchaufzeichnungen mit erfolgreicher Beobachtung bei gutem Wetter erwähnte, war jene vom 28. Oktober 1985, aber Fotos entstanden keine.
Introduction
Lunar eclipses occur much more frequently than solar eclipses at a given location, because they can be seen from almost an entire hemisphere at the same time. To list all those that I have seen and mostly photographed myself would go too far. I will pick out a few and describe them here. The first one I mentioned in my diary with a successful observation in good weather was the one on 28 October 1985, but no pictures were taken.
Rümlang, 27. September 1996
Seit etlichen Jahren hatte ich eine Zeitrafferfilmaufnahme von einer totalen Mondfinsternis im Kopf. Als sich 1995 die Gelegenheit bot, die ehemalige Privatsternwarte Rümlang in einen Verein zu überführen und öffentliche Beobachtungen anzubieten, gewann dieser Gedanke weiter an Aktualität. Denn diese Sternwarte verfügte über eine Nachführvorrichtung, wie sie für eine solche Aufnahme unerlässlich ist. Die Zeitrafferaufnahme war lediglich als Bestandteil eines längeren, musikuntermalten Filmes gedacht (In der Helle der Nacht – siehe separaten Link «Mondschein»). Die Sternwarte verfügte über eine zwar sehr schwerfällige, urige, Eigenbau-Nachführvorrichtung (Antrieb mit einer elektrischen Bohrmaschine!), für meine Zwecke sollte sie aber genügen.
Zu diesem Abend lud ich mehrere Freunde dazu ein, mich bei den mehrstündigen Aufnahmen zu unterstützen. In einer Art Schichtbetrieb übernahm jede und jeder einen viertelstündigen Einsatz für das manuelle Auslösen eines Einzelbildes im Intervall von 20 Sekunden nach einer Uhr.
Saturn befand sich just in dieser Nacht in Opposition zur Sonne und deshalb ganz in der Nähe des Vollmondes – er ist ganz am unteren Bildrand zu sehen.
Die Originalaufnahme kam leider deutlich unterbelichtet heraus, denn ich besass damals noch keine grosse Erfahrung in der Mondfinsternis Fotografie. Die Digitalisierung des Filmclips gab ihr noch den Rest! Aus dem geplanten Zeitrafferfilm auf 16-mm-Film wurde sowieso nichts, und ich nahm mir ein Remake vor, das ich mir aber auf das Zeitalter der bereits sich abzeichnenden Digitalbildtechnik aufhob (realisiert 2015, siehe weiter unten). Auch gewöhnliche Standbild-Fotos machte ich von der Mondfinsternis 1996 keine, sodass letztlich nur die schöne Erinnerung an eine lustige, nette, durchwachte Nacht im Kreise meiner Freunde übrigblieb.
Ruemlang, 27 September 1996
For several years I had a time-lapse movie of a total lunar eclipse in my mind. When in 1995 the opportunity arose to transfer the former private observatory Ruemlang into an association and to offer public observations, this idea became highly topical. For this observatory possessed a tracking device, as is essential for such an endeavour. The time-lapse recording was only intended as part of a longer film with music (In the Brightness of the Night – see separate link «Mondschein»). The observatory had a very cumbersome, rustic, home-made tracking device (driven by an electric drill!), but it should suffice for my purposes.
That evening I invited several friends to help me with the several hours of photography. In a kind of shift work, each of them took on a quarter of an hour’s work for the manual single frame shooting at intervals of 20 seconds after a clock.
Saturn was in opposition to the sun that very night and therefore very close to the full moon – one can see it at the lower edge of the photo.
Unfortunately, the original shot came out significantly underexposed, as I did not have much experience in lunar eclipse photography at the time. Digitising the film clip gave it the rest! The planned time-lapse film project on 16 mm film came to nothing anyway, and I planned a remake, which I saved for the age of digital imaging technology, which was already on the horizon (realised in 2015, see further below). I did not take any ordinary still photos of the 1996 lunar eclipse either, so that in the end all that remained was the beautiful memory of a funny and nice night spent awake with my friends.
Rümlang, 15. März 2006
Auch eine totale Finsternis, aber halt nur im Halbschatten, das heisst im Übergangsbereich des Erdschattens zwischen dem Kernschatten und dem äussersten Schattenrand. Nicht annähernd so spektakulär wie eine totale Kernschattenfinsternis, wenn der Mond eine plastische Gestalt und rötliche Färbung annimmt. Bei einer Halbschattenmondfinsternis erfährt nur ein kleiner Bereich der Mondscheibe eine leichte, rauchige Abschattung.
Ruemlang, 15 March 2006
Also a total eclipse, but only in the penumbra, i.e. in the transition area of the Earth’s shadow between the umbra and the outermost shadow edge. Not nearly as spectacular as a total umbral eclipse, when the moon takes on a plastic shape and reddish hue. In a penumbral lunar eclipse, only a small area of the lunar disk experiences a slight, smoky shadowing.
Rümlang, 28. September 2015
Wie schon in der (unvollendeten) 16-mm Version 1996 wünschte ich in der Neuauflage meines Zeitraffervideos In der Helle der Nacht (siehe separater Link «Mondschein») eine totale Mondfinsternis einzubeziehen. Sie und passendes Wetter liessen lange auf sich warten. Erst im Herbst 2015 ereignete sich an einem prächtigen, klaren Nachthimmel eine wunderschöne totale Mondfinsternis. Sie fiel auch mit einem «Supervollmond» zusammen, d.h., der Mond stand in grosser Erdenähe und erschien grösser als sonst.
Ich stellte meine Nachführvorrichtung Vixen GP2 mit dem Refraktor Borg 76ED/500 auf und schloss mit einem Kameraadapter meine Canon EOS 6D an. Anfänglich stellte ich die Kamera auf 1/1250 Sekunde Belichtungszeit ein. ISO 640 beliess ich während der ganzen Aufnahmedauer, die Öffnung war mit F/6.6 gegeben. Wenige Minuten vor Eintritt der Totalität um 04:11 Uhr MESZ begann ich die Belichtungszeit stufenweise auf 2 Sekunden zu verlängern, damit die rötliche Färbung des total verfinsterten Mondes schön in Erscheinung treten würde. Kurz nachdem die Totalität um 05:24 Uhr vorüber war, machte ich das Umgekehrte und verkürzte von 2 Sekunden schrittweise auf 1/1250 Sekunde.
Collage mit Einzelbildern aus der Zeitrafferaufnahme:
- Links: Halbschattenphase (02:57 MESZ).
- Mitte: Partialität von rund 64% um (03:46 MESZ),
- Rechts: Totalität (04:47 MESZ).
Alle Einzelbilder des Zeitrafferfilms (nur Totalitätsphase), auf ein paar Referenzsterne «gestackt» (Bildaddition), ergibt diese lustige Aufnahme des Mondes, wie er vor dem Sternenhimmelhintergrund vorüberzieht. Sehr schön erkennt man die Helligkeitsverteilung innerhalb des Kernschattens; dunkel im Mittelbereich, heller im Randbereich. Der Mond zog in der südlichen Hälfte des Kernschattens der Erde durch.
Ruemlang, 28 September 2015
As in the (unfinished) 16-mm version in 1996, I wanted to include a total lunar eclipse in the remake of my time-lapse video In the Brightness of the Night (see separate link «Mondschein»). It and suitable weather were a long time coming. It was not until autumn 2015 that a beautiful total lunar eclipse occurred in a magnificent clear night sky. It also coincided with a «super full moon», i.e. the moon was very close to Earth and appeared larger than usual..
I set up my Vixen GP2 tracking device with the refractor Borg 76ED/500 and attached my Canon EOS 6D with a camera adapter. Initially, I set the camera to 1/1250 second exposure time. I left ISO 640 for the entire duration of the serial shots, and the aperture was given at F/6.6. A few minutes before the beginning of totality at 04:11 CEST, I started to gradually increase the exposure time to 2 seconds so that the reddish tinge of the totally eclipsed moon would show up nicely. Shortly after totality passed at 05:24, I did the reverse and gradually shortened from 2 seconds to 1/1250 second.
Collage with single frames from the time-lapse:
- Left: Penumbral phase (02:57 CEST).
- Middle: Partiality of about 64% at (03:46 CEST),
- Right: Totality (04:47 CEST).
All frames of the time-lapse movie (total phase only) «stacked» on a few reference stars (image addition) results in this funny shot of the moon passing by in front of the starry sky background. The brightness distribution within the umbra can be seen very nicely; dark in the central area, brighter in the peripheral area. The moon passed in the southern half of the Earth’s umbra.
Rümlang, 27./28. Juli 2018
Ist Vollmond, dann steht der Erdtrabant in Opposition zur Sonne. Steht er dazu noch in einer geraden Linie zwischen Sonne, Erde und Mond, dann kommt es sogar zu einer Mondfinsternis. Die vom 27. Juli 2018 war die längste des 21. Jahrhunderts! Damit nicht genug. Denn an diesem Datum gesellte sich auch der rote Planet Mars dazu, der sich ebenfalls in Opposition zur Sonne befand. Eine statistische Seltenheit, die von den Rundfunkmedien eifrig verkündet wurde! Dies bewirkte ein Rekordpublikum von geschätzt mehr als 300 Menschen, welches das Areal der kleinen Rümlanger Sternwarte schwärmte.
Zu Hause wollte ich vom Balkon aus eine Zeitrafferaufnahme machen. Dafür benutzte ich wieder meine Nachführvorrichtung Vixen GP2. Eine Herausforderung war die Vorausbestimmung des Bildausschnittes, denn ich wollte die Serieaufnahme schon vor dem Aufgang des Mondes starten und sowohl den Mond als auch den Mars einbeziehen. Das gelang mit Hilfe von PeakFinder sowie sorgfältigen Berechnungen. Für die Aufnahme benutzte ich das 135-mm-Objektiv. Um 20:40 Uhr setzte ich die Serieaufnahme im 30-Sekunden-Intervall in Gang. Um 21:11 Uhr konnte ich den Trabanten etwas links vom Bachtel schwach erkennen. Weil er bereits teilverfinstert und am immer noch dämmrigen Himmel aufging, stellte ich die Kamera bei ISO 800 auf Blendenvorwahl ‚A‘ (F/5.6) mit Zeitautomatik ein, um die Tageslichtabnahme auszugleichen. In dem Moment, als die Automatik bei dem im Voraus ermittelten Erfahrungswert von 1 Sekunde für die totale Phase angelangt war, stellte ich den Programm-Wähler der Kamera auf ‚M‘ um und fixierte die Belichtungszeit auf 1 Sekunde. Um 21:53 Uhr ging der Planet Mars über dem Mürtschenstock auf, knapp 6° südlich des verfinsterten Mondes, ein reizvoller Anblick!
Nun eilte ich zur Sternwarte Rümlang, um dort für das Publikum eine Kurzpräsentation zu halten, und gleich wieder nach Hause, denn um 23:13 Uhr war die totale Phase vorbei, und zwei Minuten später musste ich die fix eingestellte Belichtungszeit von 1 Sekunde verkürzen, um die rasch zunehmende Mondhelligkeit auszugleichen. Jeweils um eine Rasterstufe pro Bild (entsprechend einer Drittelsblende) reduzierte ich die Belichtungszeit bis auf 1/1600 Sekunde, d.h. in 32 Bildern, was etwa 1.3 Videosekunden entsprach.
Ruemlang, 27/28 July 2018
When the moon is full, the Earth’s satellite is in opposition to the sun. If it is also in a straight line between the sun, the earth and the moon, there will even be a lunar eclipse. The one on 27 July 2018 was the longest of the 21st century! But that’s not all. For on this date, the red planet Mars joined in, that happened to be in opposition to the Sun as well. A statistical rarity that was eagerly heralded by the broadcast media! This caused a record crowd of an estimated 300 people or more to swarm the area of the small Ruemlang observatory.
At home, I wanted to take a time-lapse from the balcony. For this I again used my Vixen GP2 tracking device. One challenge was to determine the image section in advance, because I wanted to start the serial shot before the moon rose and include both the moon and Mars. This was achieved with the help of PeakFinder as well as careful calculations. I used the 135 mm lens for the shot. At 20:40, I started the serial shot at 30-second intervals. At 21:11 I could see the moon faintly a little to the left of the Bachtel hill. Because it was already partially eclipsed and rising in the somewhat bright twilight, I set the camera to aperture priority ‚A‘ (F/5.6) at ISO 800 with automatic exposure time to compensate for the decrease in daylight. The moment the automatic exposure arrived at the pre-established experience value of 1 second for the total phase, I changed the camera’s programme selector to ‚M‘ and fixed the exposure time at 1 second. At 21:53 the planet Mars rose over the Muertschenstock, barely 6° south of the eclipsed moon, a delightful sight!
Now I hurried to the Ruemlang Observatory to show a short presentation for the public, and straight home again, because at 23:13 the total phase was over, and two minutes later I had to shorten the fixed exposure time of 1 second to compensate for the rapidly increasing brightness of the moon. I reduced the exposure time gradually (corresponding to a third of a stop) per image to 1/1600 second, i.e. in 32 images, which corresponded to about 1.3 video seconds.
